Elterninitiative für ein verlässlicheres Betreuungs- und Bildungsangebot für Kinder und verbesserte Rahmenbedingungen für Fachkräfte.
Kontakt:
Claudia Bollmann
c.bollmann@kitastrophe.info
Pläne der Senatorin sind aus Elternsicht nicht tragbar und ein Affront für ausgebildete Fachkräfte
Lediglich ein erweitertes Führungszeugnis soll künftig nötig sein, um Kinder in den Bremer Kitas zu
betreuen? Wir, die Elterninitiative KITAstrophe Bremen, lehnen die neuesten Pläne von Senatorin
Sascha Karolin Aulepp entschieden ab! Die derartige Absenkung der Qualitätsstandards hinsichtlich
des Personals in den Kitas halten wir stellvertretend für viele Eltern mit Kindern in Bremer Kitas für
verantwortungslos und grob fahrlässig. Zeitgleich wertet die Bildungssenatorin mit diesem Vorschlag
die Fachkräfte in den Kitas ab, die Jahre in ihre Ausbildung investiert haben und dafür nicht einmal
oder nicht einmal auskömmlich bezahlt worden sind.
Die derzeitige katastrophale Situation in den meisten Bremer Kitas, in denen nur noch der Mangel
verwaltet wird, braucht kurzfristige und auch pragmatische Lösungen. Das steht außer Frage, denn
sonst kollabiert das System Kita in kürzester Zeit vollständig. Dennoch müssen diese Lösungen
verantwortungsvoll und realistisch sein – das sollte die Minimalanforderung an Pläne der
senatorischen Behörde und an die Senatorin selbst sein.
Dass die Bildungsbehörde bereits im kommenden Sommer für die Betreuung in den Randzeiten der
Bremer Kitas Assistenzkräfte und Quereinsteiger einsetzen möchte, ist angesichts jahrzehntelanger
Fehlentscheidungen und Misswirtschaft der Bremer Bildungsbehörde nun wohl leider notwendig, um überhaupt noch eine Betreuung gewährleisten zu können. Doch auch diese Assistenzkräfte müssen mehr mitbringen als nur die Tatsache, dass sie sich nichts zu Schulden kommen lassen haben. Eine
Gruppe von 20 Kindern zu betreuen, erfordert sehr viel mehr als eine aus polizeilicher Sicht „weiße Weste“.
Interessierte Personen, die in den Kindertagespflegeeinrichtungen angestellt werden wollen,
benötigen aus unserer Sicht mindestens nachgewiesene pädagogische Grundkenntnisse. Das kann beispielsweise eine langjährige Erfahrung als Trainer:in von Kindern im Sport mit entsprechenden
Trainerscheinen sein oder eine Grundausbildung in der musikalische Früherziehung. Fakt ist aber, dass etwa „Gärtner“ oder „Musiker“, wie Senatorin Aulepp vorschlägt, aus Elternsicht absolut keine
ausreichende Berufserfahrung mitbringen.
Darüber hinaus darf diese Art der Personalgewinnung und -einarbeitung nicht auch noch eine zusätzliche Belastung für die Einrichtungen und Träger werden, die sowieso bereits seit Langem an und über der Belastungsgrenze sind. Die mit den vorgestellten Plänen einhergehende Berechnung von Aulepps Behörde, dass Erzieher:innen nur noch mit 20 Stunden in den Gruppen anwesend sein müssen, wird nämlich nicht zu einer Entlastung, sondern vielmehr zu verschärften Schwierigkeiten bei Arbeitsorganisation und Finanzierung des Personals führen. Eine Entwicklung ganz nach Manier der senatorischen Behörde.
Zeitgleich muss außer Frage stehen, dass das massive Herabsetzen der Qualitätsstandards in solch
einem sensiblen Bereich nur eine zeitlich begrenzte Lösung des Problems sein kann. Parallel dazu muss eine großangelegte Ausbildungs- und Weiterbildungsoffensive folgen wie z.B. eine ernst gemeinte Ausweitung der praxisintegrierten Ausbildung.
Statt sich nur auf das Stopfen der Löcher zu konzentrieren, muss die Bremer Regierung die Misere
endlich vollständig anerkennen und geeignete Maßnahmen entwickeln, um dem eklatanten Mangel entgegen zu wirken. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist beispielsweise weiterhin mit unnötig hohen bürokratischen Hürden verbunden, die dringend herabgesetzt werden sollte. Denn auf diese Weise kann sehr gut ausgebildetes Personal wie die in vielen Einrichtungen sehr beliebten
spanischen Fachkräfte einfacher eingesetzt werden. Das ist eine deutlich bessere Alternative als die
Kitas für ungelernte Laien zu öffnen.
Die Behörde und die Senatorin sollten sich dringend damit befassen, wie sie das Vertrauen des noch
bestehenden Personals in Bremer Kitas zurückgewinnen bzw. wie sie das Personal überhaupt noch
halten wollen, nachdem den voll ausgebildeten Fachkräften mit den genannten Plänen ein weiteres
Mal ihre Fähigkeiten abgesprochen und der Eindruck vermittelt wird, als sei der Beruf Erzieher:in
nichts wert und mit einfachsten Kompetenzen zu ersetzen. Wie auch der derzeitige Umgang mit der
Inge-Katz-Schule zeigt, fehlt es der Senatorin, ihrer Behörde und dem gesamten Senat an Feingefühl
und der angemessenen Wertschätzung für diese wichtige Berufsgruppe.